Hochschule und Wissenschaft


„Ich entschied mich für die Stelle als Maître de Conférences im Bereich Angewandte Fremdsprachen (Langues étrangères appliquées) an der Université de Nantes“

Dr. Henning Fauser

Berufsfeld: Promotion (Cotuelle), Forschung- und Lehrtätigkeit an der Universität

Mögliche Arbeitgeber:innen: Universität, Museen, Archive

Studiengang: Bachelor IKEAS (Frankreich- und USA-Studien), Halle; Master „Interdisziplinäre Studien. Sozial- und Geisteswissenschaften“, Freiburg/Breisgau und Lyon

„Nach dem Zivildienst und zwei Praktika im Bereich der Übersetzung suchte ich nach einem Studiengang, um meine Neugier an Sprachen und Kulturen zu stillen. Bei der Suche im Internet entdeckte ich den zwei Jahre zuvor entstandenen Studiengang IKEAS. Er bot genau das, was ich suchte, doch die Stadt Halle zog mich nicht sonderlich an. Das änderte sich nach einem Besuch der Innenstadt und des Universitätsviertels, denn ich lernte ein anderes Halle kennen als das, was ich von der Durchreise kannte. Außerdem besuchte ich probeweise ein Seminar von Dorothee Röseberg, der Begründerin des Studiengangs, und wusste nun endgültig, wo ich ab Herbst 2004 studieren würde. Ich schrieb mich schließlich für Frankreich- und USA-Studien ein und besuchte als Ergänzung Veranstaltungen der Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. In den folgenden Jahren prägten mich insbesondere die kulturwissenschaftlichen Veranstaltungen, die mir viele neue Perspektiven auf Frankreich und Deutschland eröffneten. Im Rahmen eines Seminars zur gegenseitigen Wahrnehmung von Franzosen und Deutschen begann ich, die Deutschlandbilder ehemaliger KZ-Häftlinge zu erforschen – ein Thema, das mich anschließend bis zur Promotion begleitete. Während des fünften Semesters absolvierte ich einen Erasmusaufenthalt an der Université de Caen. Neben dem Studium arbeite ich für die Fondation pour la Mémoire de la Déportation (FMD), wo ich erstmals Archivluft schnupperte und neue methodische Herangehensweisen an mein Forschungsgebiet entdeckte. Dieses Erasmussemester mit seinen Einblicken in das französische Alltags- und Forschungsleben und die „Abnabelung“ von meinem Heimatland waren prägende Erfahrungen.

Nach Abschluss des Bachelorstudiums in Halle absolvierte ich ein weiteres Praktikum bei der FMD, das durch ein Leonardo-Stipendium unterstützt wurde, und arbeitete danach für das französische Verteidigungsministerium. Anschließend bewarb ich mich für die „Interdisziplinären Studien“ am Frankreichzentrum der Universität Freiburg im Breisgau. Nachdem das Bachelorstudium Frankreich und den USA gewidmet war, wollte ich mich nun ausschließlich auf unser westliches Nachbarland konzentrieren. Überdies reizten mich die interdisziplinäre Ausrichtung dieses Studiengangs und die Aussicht, ein Jahr an der École normale supérieure de Lyon studieren zu können. Diese Erwartungen wurden nicht enttäuscht: nach einem bereichernden ersten Jahr am Frankreichzentrum lernte ich im folgenden Jahr das Aushängeschild des französischen Bildungssystems von innen kennen. Die Studienaufenthalte dieser beiden Jahre waren reich an Erfahrungen, Erkenntnissen und neuen Kontakten. Nach Abschluss meines Studiums wurde ich mit dem Exzellenzpreis der Deutsch-Französischen Hochschule[1] sowie mit dem Preis des Fördervereins des Frankreich-Zentrums an der Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg[2] ausgezeichnet.

Diese beiden Preise halfen mir, das erste Jahr meiner Promotion an der Universität Paris [1] Panthéon-Sorbonne zu finanzieren, da ich weder über Stipendium noch contrat doctoral verfügte. Dazu trug ebenfalls die Arbeit als Deutschlehrer im Militärgymnasium von Saint-Cyr bei, wo ich zudem erste Lehrerfahrungen sammeln konnte. In guter Erinnerung behalte ich außerdem das Seminar „Traces de guerre“ meiner französischen Doktormutter Annette Wieviorka, die vielfältigen und reichen Begegnungen in der Cité Internationale Universitaire de Paris sowie die Kontakte mit anderen Doktorand:innen der deutsch-französischen Nachwuchsforscher-vereinigung GIRAF-IFFD[3]. Diese Austausche halfen mir ungemein bei der Integration in das französische Hochschulsystem. Im Anschluss daran war ich drei Jahre lang Schatzmeister von GIRAF-IFFD, organisierte gemeinsam mit zwei französischen Nachwuchsforscherinnen einen interdisziplinären Workshop in der Maison Heinrich Heine sowie einen pädagogischen Workshop in der Maison de la Recherche.

Im Laufe des ersten Jahres organisierte ich außerdem eine Promotion in Doppelbetreuung (Cotutelle) mit der Martin-Luther-Universität. So verbrachte ich das zweite Jahr meiner Promotion in Halle, wo ich neben der inhaltlichen Arbeit an der Dissertation einen Kurs zum wissenschaftlichen Arbeiten für Austauschstudierende gab und als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Romanische Landes- und Kulturwissenschaften bei Dorothee Röseberg arbeitete. Schließlich absolvierte ich während dieses Jahres den hochschuldidaktischen Qualifikationskurs (160h), dessen Erkenntnisse zu Lehr- und Lernprozessen in den folgenden Jahren eine wichtige Grundlage meines Unterrichts waren. Das Promotionsstipendium der Fondation pour la Mémoire de la Shoah erlaubte es mir schließlich, mich im zweiten und dritten Jahr vollständig auf die Dissertation zu konzentrieren. Das Mobilitätsstipendium der Deutsch-Französischen Hochschule für die Cotutelle de thèse ermöglichte mir die regelmäßigen Reisen zwischen Paris und Halle sowie den Besuch von Archiven, Bibliotheken und Tagungen in Deutschland und Frankreich.

Nach Auslaufen dieser Stipendien begann ich, zu Beginn des vierten Jahres meiner Promotion als Deutschlektor am Institut d’études politiques de Rennes zu arbeiten. Neben dem Unterricht im ersten, zweiten und vierten Studienjahr wurde ich von meinen Kolleg:innen in die Betreuung des integrierten deutsch-französischen Studiengangs für Politikwissenschaft mit der KU Eichstätt-Ingolstadt einbezogen. So organisierten wir die jährlichen Auswahlverfahren, das Jahresseminar des Studiengangs in Eichstätt oder Rennes sowie das Seminar „Lectures franco-allemandes“. Da die Kolleg:innen des IEP de Rennes unsere Zusammenarbeit verlängern wollten, organisierte ich einen Erasmus-Austausch mit der Universität Halle-Wittenberg, was mir letztendlich eine fünfjährige Lektorentätigkeit ermöglichte. In diese Zeit fiel die Verteidigung meiner Dissertation im Deutschen Historischen Institut in Paris[4] sowie die Beschäftigung mit neuen Forschungsthemen, insbesondere den deutsch-französischen Beziehungen und politischen Mythen.

Nach Auslaufen meiner Stelle in Rennes arbeitete ich zwei Jahre als Lehr- und Forschungs-assistent (ATER) an der Université de Tours und bestand in dieser Zeit die Agrégation d’Allemand, das Aufnahmeverfahren für Lehrer:innen im Sekundarschulbereich. Dieser Concours öffnete mir neue Türen und so hatte ich im folgenden Jahr die Wahl zwischen der Arbeit in einem Collège, einer Technischen Hochschule und einer Universität. Ich entschied mich für die Stelle als Maître de Conférences (Associate Professor) im Bereich Angewandte Fremdsprachen (Langues étrangères appliquées) an der Université de Nantes[5]. Dort unterrichte ich heute Übersetzung, Grammatik und Fachsprache (Wirtschaft, Jura). Außerdem halte ich Vorlesungen im Bereich der deutschen Geschichte und Landeskunde, der deutsch-französischen Beziehungen sowie der interkulturellen Kommunikation. Meine Forschungsthemen sind die imaginären Repräsentationen Deutschlands und der Deutschen in Frankreich, die Geschichte und Repräsentationen der deutschen-französischen Beziehungen sowie die kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung, insbesondere die politische und mediale Benutzung der Vergangenheit.

Welchen Einfluss hatte der Studiengang IKEAS auf meinen Werdegang? Zweifellos wurden während meines Bachelorstudiums die Grundlagen für den weiteren Weg gelegt. Vor allem die kulturwissenschaftlichen Veranstaltungen eröffneten mir zahlreiche neue Blickwinkel und Einsichten. Bis heute sind meine Lehr- und Forschungsthemen in diesem Bereich beheimatet.“


[1] https://www.dfh-ufa.org/informationen-fuer/unternehmen/exzellenzpreise/preistraeger-seit-2005.

[2] https://www.fz.uni-freiburg.de/de/frankreich-zentrum/chronik_fz-stand-01-09-2022.pdf.

[3] http://www.giraf-iffd.eu/gs/.

[4] https://www.romanistik.uni-halle.de/studienbereiche/romanische_kulturwissenschaften/kulturwissenschaft/roeseberg_aktuelles/.

[5] https://www.univ-nantes.fr/henning-fauser.

„Seit Ende 2019 bin ich Teil der Nachwuchsforschergruppe ‚Migration und Flucht: Theater als Verhandlungs- und Partizipationsraum im deutsch-französischen Vergleich‚ und seit September 2023 arbeite ich als DAAD-Lektorin in Rennes.“

-Andrea Dassing

Berufsfeld: Forschung und Promotion im Bereich Kultur- und Theaterwissenschaften

Mögliche Arbeitgeber:innen: Theater, Universität, Museen

Studiengang: Bachelor IKEAS (Frankreich- und Lateinamerikastudien, Ethnologie) Halle; Master „Transkulturelle Studien“, Bremen

„Von 2011 bis 2015 habe ich den Bachelor-Studiengang „Interkulturelle Europa- und Amerikastudien“ mit den Schwerpunkten Frankreich- und Lateinamerikastudien und dem Nebenfach Ethnologie studiert. Schon in der Schule hatte ich Französisch als Leistungskurs gewählt, nach dem Abitur war ich dann für drei Monate in Nicaragua, weil ich mich für Lateinamerika begeisterte und unbedingt Spanisch lernen wollte. Der IKEAS-Studiengang bot eine Kombination beider Sprachen und Sprachräume. Ein weiterer Grund, der mich an die MLU Halle führte, war die Kooperation mit der Universität Havanna und damit die Möglichkeit, in Kuba zu studieren. Im Laufe meines Studiums beschloss ich, auch mein Französisch durch ein Auslandssemester weiter zu verbessern. So kam es, dass ich zuerst ein Semester an der Université de La Réunion (2013) und im Anschluss daran an der Universidad de La Habana (2013/14) verbrachte. Beides waren sehr positive und lehrreiche Erfahrungen für mich, die ich auf keinen Fall missen möchte – trotz oder auch gerade wegen der Herausforderungen, vor die sie mich stellten.

Nach meinem Abschluss absolvierte ich ein Praktikum in der Internationalen Zusammenarbeit und entschied mich dann für den Masterstudiengang „Transkulturelle Studien“ in Bremen. Dort konnte ich an meine Studienthemen aus dem IKEAS-Bachelor anknüpfen. Wie IKEAS war auch dieser Studiengang interdisziplinär angelegt, was in beiden Fällen Vor- und Nachteile hatte: durch die große Bandbreite an Themen und methodischen Zugängen war ich nach dem Studium breit aufgestellt, zugleich aber auch wenig spezialisiert.

Während des Masters habe ich über das ASA-Programm ein Projektpraktikum bei einem Radiosender in Parakou (Benin) gemacht. Eine Exkursion zum Thema (postmigrantisches) Theater führte mich nach Berlin und zum Theaterfestival nach Avignon – sowie letztlich zu meinem aktuellen Promotionsprojekt. Seit Ende 2019 bin ich Teil der Nachwuchsforschergruppe „Migration und Flucht: Theater als Verhandlungs- und Partizipationsraum im deutsch-französischen Vergleich (1990 bis heute)“, die von der Hans-Böckler-Stiftung mit einem Stipendium gefördert wird, und promoviere am Institut für Romanistik der MLU Halle zum Thema „Grenzüberschreitungen zwischen Kunst und Gesellschaft: Formen und Wirkungen der Auseinandersetzung mit Migration und Flucht im Gegenwartstheater Deutschlands und Frankreichs“. Daneben arbeite ich in einem Stadtteilprojekt, in dem ich ein Sprachcafé für Geflüchtete mitbetreue.

Das IKEAS-Studium bot mir die Möglichkeit, meinen Interessen nachzugehen und meine Freude am Studieren zu entdecken. Besonders prägend waren für mich die beiden Auslandssemester. Vor allem in der Kombination mit meinem Nebenfach Ethnologie hat der Studiengang einen soliden Grundstock für mein weiteres Studium, meine praktischen Erfahrungen und mein aktuelles Dissertationsprojekt gelegt. Aus meiner Zeit in Halle nehme ich neben den konkreten Inhalten des Studiums vor allem viele schöne Erinnerungen und auch einige Freundschaften mit, die sich bis heute erhalten haben. Seit September 2023 arbeite ich außerdem als DAAD-Lektorin in Rennes.“